Für Frauen: in sechs Schritten zur finanziellen Unabhängigkeit
Vermögensaufbau für Frauen: Wir sprechen über Geld Haben Sie einen... [...]
Cathrin Clausnitzer leitet bei der Sparda-Bank BW den Marktbereich Baden-Württemberg Ost mit neun Filialen. Die 40-jährige Bankkauffrau ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern im Alter von vier und sechs Jahren. Wir haben uns mit ihr über die Vereinbarkeit von beruflichem Erfolg und Familie, weibliche Führungskräfte und Diversität in der Sparda-Bank BW unterhalten.
Frau Clausnitzer, brauchen Sie Superkräfte, um gleich zwei verantwortungsvolle Rollen zu erfüllen – als Mutter und als Vollzeit-Führungskraft?
Nein, das sicher nicht. Wie jede Mutter bin ich darauf angewiesen, dass ein solches Lebensmodell vom Arbeitgeber unterstützt wird. Die immer noch vorwiegend männlichen Entscheider in den Unternehmen müssen das wollen. Bei der Sparda-Bank BW wurde die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bereits möglich gemacht, als ich vor 20 Jahren hier meine Ausbildung begonnen habe. Es geht jetzt vor allem darum, die Kolleginnen zu motivieren, diese Chancen auch wahrzunehmen. Ich kenne viele Frauen, die haben so enorm viel drauf und trauen sich trotzdem nicht genug zu.
Wie sieht die Verteilung der Aufgaben zwischen den Geschlechtern bei der Sparda-Bank BW in Zahlen aus?
In der gesamten Bank haben wir 64,5 Prozent Mitarbeiterinnen. Allein im Vertrieb sind es sogar 66,8 Prozent. In der ersten und zweiten Führungsebene gibt es aber noch Luft nach oben. Da sind aktuell nur 30 Prozent Frauen vertreten, und ich bin eine der wenigen, die kleine Kinder hat. Im Vorstand sitzt bislang gar keine Frau. Es ist im obersten Management jedoch der aufrichtige Wunsch vorhanden, beim nächsten Generationenwechsel diverser zu denken. Die Voraussetzungen sind gut, wie sich an unserem internen Förderprogramm für künftige Führungskräfte erkennen lässt. Dort hält sich der Frauen-Männer-Anteil tatsächlich die Waage. Im Marktbereich Ost, den ich leite, werden vier der ingesamt neun Filialen von Frauen geführt. Darüber freue ich mich jeden Tag.
„Bei der Sparda-Bank BW sind wir breit aufgestellt, wir sind divers aufgestellt, wir wollen jeden gleichberechtigt behandeln.“„Meine Botschaft an alle Frauen: Habt mehr Mut, agiert als Vorbild, ihr könnt viel mehr, als ihr vielleicht glaubt!“
Cathrin Clausnitzer, Marktbereichsleiterin der Sparda-Bank Baden-Württemberg eG
Arbeiten weibliche Führungskräfte denn spürbar anders als ihre männlichen Kollegen?
Ich bin überzeugt, dass sich die individuellen Stärken sehr gut ergänzen können. Frauen in Führungspositionen wollen meiner Wahrnehmung nach oft im positiven Sinn etwas verändern, etwas bewegen. Sie sind überdurchschnittlich stark an der Förderung ihrer Mitarbeitenden interessiert. Gerade junge Talente wollen abgeholt werden, und das können Frauen gut. Es ist außerdem eine bekannte Tatsache, dass Frauen selbstreflektierender sind als Männer. Wir neigen dazu, unser Denken, Fühlen und Handeln ständig zu analysieren und zu hinterfragen. Das äußert sich allerdings häufig auch darin, dass wir eher zurückstecken. Ich selbst habe anfangs bei der Sparda nicht auf eine Karriere als Führungskraft hingearbeitet. Zum Glück hatte ich Vorgesetzte, die mein Potenzial sahen und mich immer wieder ermuntert haben, diesen Weg zu wagen. Darum ist meine Botschaft an alle Frauen: Habt mehr Mut, agiert als Vorbild, ihr könnt viel mehr, als ihr vielleicht glaubt!
Was tut die Sparda-Bank BW konkret, um Frauen und Müttern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern?
Die Unterstützung und das Verständnis sind bei uns generell groß. Etwa wenn eine Mutter hin und wieder ihrem Nachwuchs den Vorzug geben muss. Bei Bewerbungsgesprächen mit Müttern werden wir inzwischen sehr oft nach der Möglichkeit für Homeoffice oder mobiles Arbeiten gefragt. Ich konnte in der Coronazeit selbst erleben, dass solche Arbeitsmodelle einiges erleichtern. Wir wollen da aber noch viel konkreter werden. So arbeiten Frauen, die nach der Elternzeit wieder zurückkommen, meist in Teilzeit. Das geht nicht anders, wenn zum Beispiel keine Großeltern da sind, die bei der Kinderbetreuung helfen. Darum sollten wir uns fragen, ob man denn nicht auch eine Führungsposition in Teilzeit oder im Jobsharing ausüben kann. Das alles betrifft aber nicht nur die Mütter. Unsere jungen Väter haben längst ein verändertes Rollenbild. Bei den Videokonferenzen während Corona sah man nicht selten auch bei den männlichen Kollegen mal die Kinder durchs Bild laufen.
„Meine Botschaft an alle Frauen: Habt mehr Mut, agiert als Vorbild, ihr könnt viel mehr, als ihr vielleicht glaubt!“
Cathrin Clausnitzer, Marktbereichsleiterin der Sparda-Bank Baden-Württemberg eG
Es heißt ja, dass Frauen über besonders viel Empathie verfügen. Sind sie darum vielleicht einfühlsamer in der Beratungsarbeit?
Bei frauenspezifischen Themen kann das wirklich der Fall sein. So ist es ja zum Beispiel kein Geheimnis, dass die überwiegende Zahl der Frauen im Vergleich mit den Männern im Alter deutlich weniger Rente bekommt. Dieses Thema spielt bei uns in der Beratung eine wichtige Rolle. Viele Frauen denken, „Ich bin ja über meinen Ehepartner abgesichert“ und ziehen nicht ernsthaft in Betracht, dass da irgendwann Schluss sein kann. Diese Problematik lässt sich von Frau zu Frau deutlich besser vermitteln. Wenn da ein Mann am Beratungstisch sitzt und sagt, „Machen Sie sich doch bitte nicht so abhängig von Ihrem Partner und nehmen Sie Ihre Altersvorsorge selbst in die Hand“, ist das aus Sicht der Frau schwieriger annehmbar. Auf der anderen Seite ist sehr häufig die Frau in Finanzfragen die Entscheiderin in der Familie. Wir erleben es oft, dass der Mann bei Beratungsgesprächen seine Frau anschaut und sagt, „Da muss ich erst meine Finanzministerin fragen“. Es sind also nicht selten vor allem die Kundinnen, die wir erreichen müssen.
Wie handhaben Sie bei der Sparda-Bank BW das Thema Diversität?
Unsere aktuelle Werbekampagne zeigt gleichgeschlechtliche Paare, Menschen jeden Alters und unterschiedlicher Herkunft, Menschen mit Behinderung. Das Statement ist eindeutig. Wir sind breit aufgestellt, wir sind divers aufgestellt, wir wollen jeden gleichberechtigt behandeln. Das ist für uns als Genossenschaft schlichtweg eine Verpflichtung. Unsere Gesellschaft verändert sich, und wir sind für alle Kunden und Kundinnen da. Das gilt natürlich genauso für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei uns hat jeder Mensch den gleichen Stellenwert. Wir machen keine Unterschiede.
Frau Clausnitzer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!